Paul Gévaudan, Universität Paderborn, paul.gevaudan@uni-paderborn.de


Grundlagen einer 'integralen' Grammatik Foundation of an ‘integral’ grammar

Abstract

Within the framework of an integral grammar, syntax, morphology and lexicology represent three types of consideration of the same reality, which is the linguistic construction of meaning. The distinction between these three linguistic disciplines may be useful in some cases, but in other cases, it may hinder the explanation of linguistic phenomena. Integral linguistics is capable of unifying the disciplines by integrating them. It can, however, use modular methods where appropriate. It could, therefore be seen as a kind of construction grammar with the option of modularising its descriptions and explanations. This is not to say that this approach advocates methodical indifference; on the contrary, it presupposes a particularly rigorous deduction of its concepts and descriptive methods. The foundations for such a grammar have already been laid in Saussure's Cours de linguistique générale, which —with striking foresight— anticipates the ideas of nowadays' construction grammars and provides them with a hitherto unprecedented theoretical foundation.

This is the starting point for the present article, which defines the functional levels of the sentence on the ground of the dimensions of utterance meaning. It deduces the notions of syntactic function and syntactic constituency from the synthetic and analytical mechanisms of the syntagmatic dimension of language and those of form and category from the abstraction principles of the paradigmatic dimension of language. Finally, it will be shown how the basic ideas of construction grammars, in particular that of the syntax- lexicon continuum, can be convincingly and exhaustively explained by the universal principles of grammar postulated by Saussure: the syntagmatic and paradigmatic structuration of language.


Energeia IX (2024), 206-237 ISSN 1869-4233

Keywords

Integral grammar, syntactic functions, grammatical categories, syntagmatic and paradigmatic principles, theoretical foundation of constructional grammars, Indo- European languages.


Résumé

Dans le cadre d'une grammaire intégrale la syntaxe, la morphologie et la lexicologie représentent trois types de considération de la même réalité, qui est la construction linguistique du sens. La distinction de ces trois disciplines linguistiques peut être utile dans certains cas, mais elle peut dans d'autres cas faire obstacle à l'explication des phénomènes linguistiques. Une linguistique intégrale est en mesure d'unifier les disciplines —de les intégrer. Elle peut toutefois avoir recours à des méthodes modulaires quand cela semble indiqué. On pourrait donc y voir une sorte de grammaire constructionnelle ayant l'option de la modularisation de ses descriptions et explications. Cela ne veut pas dire que cette approche prône l'indifférence méthodique, mais tout au contraire qu'elle suppose une déduction particulièrement rigoureuse de ses concepts et de ses méthodes descriptives. Les bases d'une telle grammaire ont déjà été posées dans le Cours de linguistique générale de Saussure, qui —d'une clairvoyance frappante— anticipe les idées des grammaires constructionnelles et leur fournit un fondement théorique jusqu'à présent inédit.

Voilà le point de départ de l'article présent, qui définit les plans fonctionnels de la phrase à partir des dimensions de la sémantique de l'énoncé. Il déduit les notions de fonction et de constituant syntaxiques des mécanismes synthétique et analytique de la dimension syntagmatique du langage et celles de forme et catégorie des principes d'abstraction de la dimension paradigmatique du langage. En guise de conclusion sera démontré comment expliquer de manière concluante et exhaustive les idées de base des grammaires constructionnelles, notamment celle du continuum lexico-syntaxique par les principes universels de la grammaire formulés par Saussure, à savoir le caractère à la fois syntagmatique et paradigmatique du langage.

Mots-clé

Grammaire intégrale, fonctions syntaxiques, catégories grammaticales, principes syntagmatique et paradigmatique, fondement théorique des grammaires constructionnelles, langues indoeuropéennes.


Einleitung

Im Programm der "Integralen Linguistik" von Coseriu (1984 und in Kabatek/Murguía 1997: 157ff.) geht es "einerseits um das Vervollständigen der Saussureschen Linguistik in ihrem eigenen, streng abgegrenzten Rahmen und andererseits um die Wiedergewinnung von all dem, was bei Saussure ausgeklammert worden war" (Kabatek/Murguía 1997: 158). Hierzu zählt Coseriu unter anderem die Linguistik des Sprechens (Coseriu 1955/56), der wiederholten Rede (Phraseologie etc., Coesriu 1952, 1966, 1967), die Varietätenlinguistik (u.a. Coseriu 1980a) und die Textlinguistik (Coseriu 1980b). Wie sollte vor diesem Hintergrund eine Grammatikkonzeption mit dem Attribut 'integral' versehen werden, die ausgerechnet von Saussure inspiriert ist? Tatsächlich gibt es im Reigen der verschiedenen Ebenen und Aspekte der Sprache (im Sinne von langage) diesen Bereich der Grammatik, für den der Cours de linguistique général keine weiteren Abgrenzungen, sondern umgekehrt eine Integration von bisher ausgeklammerten Bereichen propagiert, ganz im Sinne der Integralen Linguistik von Coseriu. Daher soll die hier vorgestellte Konzeption von Grammatik, im Wissen um die sehr spezifische Determination des coserianischen Integralismus und mit aller von daher gebotenen Vorsicht, als 'integral' bezeichnet werden. In einer integralen Grammatik stehen Syntax, Morphologie und Lexikologie für unterschiedliche Betrachtungsweisen derselben Realität, nämlich der sprachlichen Konstruktion von Bedeutung.1 Die Unterscheidung dieser linguistischen Teildisziplinen kann zuweilen sinnvoll sein, kann aber auch der Erklärung sprachlicher Phänomene im Weg stehen. Eine integrale Grammatik vermag es daher, diese Disziplinen zu bündeln — zu integrieren. Wo es angebracht ist, kann sie aber auch auf modulare Methoden zurückgreifen. Man könnte sie daher als eine Art Konstruktionsgrammatik bezeichnen, die sich die Option einer Modularisierung der Beschreibung und Erklärung von sprachlichen Ausdrucksformen offen hält. Dieses bedeutet nicht, dass ein solcher Ansatz auf


1 Ich danke einem anonymen Gutachter für die Anmerkung, die Konstruktion von Bedeutung sei "eine merkwürdige Vorstellung", Bedeutung würde "nicht konstruiert", "etwas ha[be] Bedeutung", Bedeutung sei "etwas sprachliches, getrennt von dem in der Äußerung außersprachlich Gemeinten". Grundsätzlich muss man natürlich unterscheiden zwischen der kontextuellen Bedeutung einer Äußerung in der Vorstellung der Produzenten und der Rezipienten dieser Äußerung und der konventionellen Bedeutung, die sprachliche Ausdrücke in einer Sprachgemeinschaft haben. Man muss aber auch zwischen lexikalischer Semantik und Satzsemantik unterscheiden. Zwar können auch zusammengesetzte Ausdrücke eine lexikalische Bedeutung haben, aber die Bedeutung von syntagmatisch komplexen Ausdrücken hängt im Prinzip von der grammatischen Kombination von einzelnen bedeutungsvollen Elementen ab. So wie der Satz konstruiert wird, wird auch seine (konventionelle) Bedeutung konstruiert.

methodische Beliebigkeit setzt, sondern vielmehr, dass er eine besonders strenge und kohärente Herleitung der Begriffe und Beschreibungsinstrumente erforderlich macht. Die Grundlagen einer solchen Grammatik sind, wie im Folgenden gezeigt werden soll, bereits im Cours de linguistique générale angelegt, der die heutigen Entwürfe der Konstruktionsgrammatik vorwegnimmt und theoretisch fundiert.

Der folgende Abschnitt 1 befasst sich mit dem Grammatik-Begriff von Saussure. Auf dieser Grundlage leitet Abschnitt 2 die funktionalen Ebenen des Satzes aus den Dimensionen der Satz- bzw. Äußerungsbedeutung her. In Abschnitt 3 geht es, aus überwiegend syntagmatischer Perspektive, um die analytischen und synthetischen Definitionen von 'Konstituenz' und 'Funktion' von syntaktischen Einheiten und in Abschnitt 4, aus überwiegend paradigmatischer Perspektive, um die Begriffe 'Form' und 'Kategorie'. Die Konklusion in Abschnitt 6 befasst sich schließlich mit dem Verhältnis von Konstruktionsgrammatik und integraler Grammatik. Die hier angestellten Überlegungen sollen als theoretische Grundlage für weitere, konkretere grammatische Untersuchungen dienen.


  1. Der Grammatikbegriff von Saussure

    Das altgriechische τέχνη γραμματική (techné grammatiké) —gebildet aus τέχνη (techné) 'Kunst, Lehre, Fähigkeit' und γράμμα (grámma) 'Buchstabe, Schrift'— und dessen elliptische Form γραμματική (grammatiké), bedeutet wörtlich 'Kunst des Schreibens' und damit auch 'Schreibfähigkeit'. Bereits in der Antike kamen die Bedeutungen 'Sprachlehre' und 'Grammatik' hinzu. Heute verwendet man das Lehnwort Grammatik (engl. grammar, fr. grammaire, russ. грамматика grammatika etc.) in den meisten europäischen Sprachen auf etwa dieselbe Weise, das heißt mit vier Grundbedeutungen, die im Folgenden durch Indexierung der Wortform kenntlich gemacht werden.2

    Eine der Verwendungen des Wortes für 'Grammatik', die wir im Folgenden als

    Grammatik1 bezeichnen, bezieht sich auf das Inventar der Techniken, mit denen die


    2 Diese Verwendungen erscheinen so selbstverständlich, dass sie nur in solchen linguistischen Arbeiten explizit thematisiert werden, die sich an ein mehr oder weniger breites Publikum richten, u.a.: Oxford English Dictionnary (OED s.v. grammar: § 1 a–c), Grammaire méthodique du français (Riegel et al. [7]2018) 12f.), Nueva gramática de la lengua española (Nueva Gramática: § 1.1), Svenska Akademiens Grammatik (Telemann et al. 1999: 14–20). Über diese grundlegenden Bedeutungsvarianten des Terminus Grammatik hinaus gibt es unzählige weitergehene theorie-, aber auch gebrauchsmotivierte Spezifikationen des Begriffs 'Grammatik', auf die an dieser Stelle nicht im Einzelnen eingegangen werden kann.

    Sprecher einer Sprache in dieser Sprache bedeutungsvolle Ausdrücke (Wörter, Wortgruppen und Sätze) bilden. Sprecher und Lerner nehmen diese Techniken der Rede häufig als Regeln wahr, die Teil einer gesellschaftlichen Norm sind.3 In einer weiteren Verwendung von 'Grammatik', den wir an dieser Stelle als Grammatik2 kennzeichnen, geht es um ein kohärentes, übergeordnetes System, in das die Techniken einer Sprache eingebunden sind. Es handelt sich dabei nicht mehr einfach um eine unkoordinierte Sammlung beliebiger Techniken, sondern um ein ineinandergreifendes Gefüge, bei der jede einzelne Regel durch die anderen bedingt wird. So verteilen sich beispielsweise die Komplementfunktionen der Prädikation in den indoeuropäischen Sprachen gemäß dem Kasussystem der Personalpronomen, wobei das Deutsche (4 Kasus) mit dem Genitiv einen Kasus aufweist, der im Französischen (3 Kasus) nicht existiert, wo aber wiederum mit dem Dativ ein Kasus im Gebrauch ist, den es im Englischen (2 Kasus) nicht gibt. In jeder dieser Sprachen müssen ein Kasus oder eine präpositionale Rektion (casus obliquus) für die Kennzeichnung einer bestimmten pronominalen Komplementfunktion gewählt werden. Der funktionale Wert des Kasus im Sinne des systemischen Ansatzes von Grammatik2 ergibt sich daher aus der Abgrenzung von den anderen Kasus.

    In der Definition von Grammatik des Cours de linguistique générale von Ferdinand de Saussures (1916) lässt sich neben den ersten beiden Lesarten der Bezeichnung für 'Grammatik' —Grammatik1 und Grammatik2— noch eine dritte herauslesen:

    La grammaire étudie la langue en tant que système de moyens d'expression; qui dit grammatical dit synchronique et significatif [...].4 (Saussure 1916: 218)

    Wenn "die Grammatik" die Sprache als System von Ausdrucksmitteln "untersucht" oder "studiert", dann haben wir es hier mit der Verwendung von Grammatik3 im Sinne von 'Grammatiktheorie' oder 'Grammatikforschung', also einer sprachwissenschaftlichen Disziplin zu tun. Gleichzeitig spricht Saussure jedoch auch von einem "System" von Ausdrucksmitteln und bezieht sich damit auf die Verwendung von "Grammatik" im Sinne von Grammatik2 —sein Konzept von Grammatik3 impliziert also Grammatik2 als Untersuchungsgegenstand. Ferner werden in dieser Definition auch einzelne "Ausdrucksmittel" ("moyens d'expression") genannt, die "bedeutungsvoll" ("significatif")


    3 Der Ausdruck "technique du discours" (Coseriu 1966: 194–196), zu Deutsch "Technik der Rede" (Coseriu 1978: 218-220) trifft jedoch am besten auf das zu, was man sich als Sprachregel vorstellt, denn was kann Sprache anderes sein als ein Instrument des Sprechens (siehe auch die Diskussion des Problems in Coseriu 1955/56: 28-32).

    4 Die Grammatik untersucht die Sprache als System von Ausdrucksmitteln; wer grammatisch sagt, der sagt auch synchronisch und bedeutungsvoll. (Übers. PG)

    sind, die also der Definition von Grammatik1 entsprechen. Hier wird deutlich, dass Grammatik2 Grammatik1 impliziert, aber nicht notwendigerweise umgekehrt (das hängt allerdings jeweils von gegebenen den theoretischen Vorannahmen ab). Schließlich gibt es noch eine weitere Verwendung des Ausdrucks für 'Grammatik', die in der Definition von Saussure außen vor bleibt: Unter Grammatik4 versteht man die gesammelte und kompilierte Beschreibung der Techniken oder Regeln, mit denen sprachliche Ausdrücke in einer bestimmten Sprache konstruiert werden ("in einer Grammatik nachschlagen"). Sowohl das Verfassen als auch das Lesen von Grammatiken (als Grammatik4) ist auf die eine oder andere Art auch mit dem Studium sprachlicher Ausdrucksformen (als Grammatik3) verbunden.

    Der Gegenstand der folgenden Überlegungen ist die Entwicklung einer Integralen Grammatik als eine Theorie der Beschreibung sprachlicher Ausdrücke oder Techniken der Rede im Sinne von Grammatik3. Die Verwendung des Begriffs 'integral' (siehe Einleitung) erklärt sich aus zwei verschiedenen Perspektiven. Einerseits als ein Versuch, Grammatik1 und Grammatik2 zu integrieren, das heißt das systemische und das nicht-systemische Funktionieren von Redetechniken miteinander zu vereinbaren. Immerhin stehen sich in der Grammatikhteorie Ansätze entsprechend ihrer Systemorientierung gegnüber: Die einen sehen ihren Untersuchungsgegenstand als ein System von Ausdrucksformen, die anderen stellen ein solches System in Frage.5 Andererseits geht es darum, modulare und nicht modulare Ansätze der Beschreibung von Grammatik kompatibel zu machen und in einem übergeordneten Rahmen zu integrieren. Dies betrifft zum einen die semantische Dimension, die in modularen Ansätzen oft ausgeblendet wird, und zum anderen die Fokussierung auf die als 'grammatisch' erachteten Disziplinen der Morphologie und Syntax. Aus dem obigen Zitat lässt herauslesen, dass Saussure Grammatik inhaltsbezogen definiert ("qui dit grammatical dit […] significatif"). Doch gerade auch im Hinblick auf die für die Grammatik relevanten Diziplinen erweist sich Saussures Auffassung von Grammatik als 'integral'. So etwa, wenn er sich von der Definition abgrenzt, die man "üblicherweise" von Grammatik gibt:


    5 Eine kohärente sprachtheoretische Lösung für diesen Widerspruch zeigt Coserius (1952) Unterscheidung von System und Norm auf, die man in bestimmter Hinsicht als Entsprechungen von Grammatik2 (System) und Grammatik1 (Norm) verstehen kann. Gemäß dem System einer Sprache zu erwartende Techniken der Rede können auf der Ebene der Norm anders oder variierend realisiert werden. So ist die Pluralform von engl. ox nicht das vom System her zu erwartende *oxes, sondern oxen, die von fr. cheval nicht *chevals, sondern chevaux (Coseriu 1952: 45); die Wortfolge sp. se me ha dado entspricht der Norm des Spanischen, während die nicht normkonforme Konstruktion *me se ha dado ebenfalls systemkonform wäre, wie Coseriu durch Vergleich mit it. mi si è dato belegt (1952: 50).

    Notre définition ne concorde pas avec celle, plus restreinte, qu'on en donne généralement. C'est en effet la morphologie et la syntaxe réunies qu'on est convenu d'appeler grammaire, tandis que la lexicologie ou science des mots en est exclue.6 (Saussure 1916: 218)

    In seinen Ausführungen kommt Saussure zu dem Schluss, dass Grammatik die drei Disziplinen Morphologie, Syntax und Lexikologie umfassen muss, da diese nach seiner Auffassung nicht voneinander trennbar sind. Vielmehr sollte man von einer "gegenseitigen Durchdringung" dieser drei Bereiche der Sprache ausgehen:

    En résumé, les divisions traditionnelles de la grammaire peuvent avoir leur utilité pratique, mais ne correspondent pas à des distinctions naturelles et ne sont unies par aucun lien logique. […] L'interpénétration de la morphologie, de la syntaxe et de la lexicologie s'explique par la nature au fond identique de tous les faits de synchronie.7 (Saussure 1916: 220f.)

    Die Gleichartigkeit aller sprachlichen Fakten ist darauf zurückzuführen, dass sie alle eine Bedeutungsfunktion haben und in dieser Hinsicht nicht voneinander abgrenzbar sind. So wird beispielsweise die Darstellung des zeitlichen Verlaufs eines Vorgangs im Englischen durch die progressive Konjugationsform, im Französischen dagegen durch eine eher lexikalische Verbalperiphrase und im Deutschen durch die rein lexikalische Setzung des Adverbs gerade gekennzeichnet:

    1. (a) engl. I am working AUX (to be) + GERUNDIUM

      1. fr. Je suis en train de travailler AUX (être) + en train de + INFINITIV

      2. dt. Ich arbeite gerade V + gerade

        Die englische progressive form kann rein morphosyntaktisch als AUX + GERUNDIUM beschrieben werden (wobei man allerdings wissen muss, dass als Auxiliar das Verb to be eingesetzt wird), während das Französische AUX + en train de + INFINITIV nur teilweise morphosyntaktisch erfasst werden kann und als Verbalperiphrase starke Züge eines lexikalischen Eintrags hat. Die deutsche Konstruktion mit gerade kann rein lexikologisch beschrieben werden, ist in ihrer Bedeutung jedoch auch von ihrem morphosyntaktischen Umfeld abhängig (vgl. etwa den aspektuellen Unterschied zwischen Beispiel (1)(c) und dem Satz ich habe gerade gearbeitet).

        Diese Beispiele rechtfertigen einerseits die Auffassung von Saussure, nach der Grammatik als Beschreibungsmethode der Funktionsweisen von Einzelsprachen nicht auf


        6 Unsere Definition stimmt nicht mit der engeren überein, die üblicherweise davon gegeben wird. Es sind in der Tat die Morphologie [Formenlehre, PG] und die Syntax [Satzlehre, PG] gemeinsam, die man Grammatik zu nennen pflegt, während die Lexikologie oder Wortlehre davon ausgeschlossen ist. (Übers. PG)

        7 Zusammengefasst können die traditionellen Abgrenzungen einen praktischen Nutzen haben, entsprechen aber keinen wesenhaften Unterschieden und sind durch keine logischen Beziehungen begründet. Die gegenseitige Durchdringung der Morphologie, der Syntax und der Lexikologie erklärt sich aufgrund des im Grunde identischen Wesens aller synchronischen Fakten. (Übers. PG)

        Morphologie und Syntax reduzierbar ist, zeigen aber andererseits auch, warum Saussure der morphosyntaktischen Konzeption von Grammatik einen "praktischen Nutzen" zugesteht. Tatsächlich ist die Kategorisierung und Klassifizierung von Ausdrucksformen und syntaktischen Schemata, die aus der Abstraktion konkreter Wörter und Sätze hervorgehen, notwendig, um Mechanismen einer Sprache überhaupt beschreiben zu können. Saussure plädiert nicht gegen Morphologie und Syntax, sondern lediglich dafür, auch die Lexikologie heranzuziehen und für alle Bereiche dieselben Maßstäbe anzulegen. Diese Maßstäbe sind nach seiner Auffassung die syntagmatischen und paradigmatischen (von ihm "assoziativ" genannten) Beziehungen in der Sprache:

        Seule la distinction […] entre les rapports syntagmatiques et les rapports associatifs suggère un mode de classement qui s'impose de lui-même, le seul qu'on puisse mettre à la base du système grammatical.8 (Saussure 1916: 221)

        Die Dimension der syntagmatischen Beziehungen spiegelt die Linearität der Sprache wider, das Prinzip der Verkettung von Lauten zu Formen, von Formen zu Wörtern und von Wörtern zu Sätzen. In der Dimension der assoziativen, paradigmatischen Beziehungen geht es um die Austauschbarkeit und die Abstraktion sprachlicher Elemente, Kategorien und Regeln. Beide Dimensionen im Verbund bestimmen das Baukastenprinzip der Sprache, in der unterschiedliche Sätze aus der Kombination unterschiedlicher Wörter und Formen entstehen, die aufgrund funktionaler Äquivalenzen austauschbar sind (I am working, I was working, he is working, they were working etc.). Bei der Konstruktion von komplexen Bedeutungen mit Hilfe sprachlicher Mittel greifen die Prinzipien der Syntagmatik und der Paradigmatik ineinander, weshalb sie im Hinblick auf die Darstellungsfunktion der Sprache als zwei Seiten einer Medaille zu begreifen sind. Weitere Ausführungen dazu folgen in den Abschnitten 3 und 4.

        Insofern er nicht nur morphologische und syntaktische, sondern auch lexikalische Aspekte der Regelhaftigkeit von sprachlichen Ausdrücken integriert, kann man den erweiterten Grammatik-Begriff von Saussure als allgemeine oder integrale Grammatik im Sinne Coserius (1984) bezeichnen.9 So gesehen ist die integrale Grammatik sowohl mit


        8 Nur die Unterscheidung zwischen syntagmatischen und assoziativen [paradigmatischen, PG] Beziehungen legt ein Verfahren der Klassifizierung nahe, das sich von selbst anbietet, das einzige, das man dem grammatischen System zugrunde legen kann. (Übers. PG)

        9 Die Aufgabe der "Lingüística Integral" ist laut Coseriu (1984: 37) "ordenar los hechos comprobados a este respecto en un marco homogéneo y unitario." Kabatek (2000: 202) präzisiert, dass "es darum geht, von einem gemeinsamen Gerüst linguistischer Forschung auszugehen und ein genaues Bewusstsein dafür zu entwickeln, an welcher Stelle des Gebäudes jede Einzeldisziplin arbeitet sowie diese jeweils auf das Gesamte zu beziehen [ist]." Die Verwendung des Attributs integral für die sausssurianisch inspirierte integrale

        dem Prinzip der Ganzheitlichkeit von Konstruktionsgrammatiken vereinbar als auch mit dem Prinzip der Modularität von abstrakten oder formalen Grammatiken.10 Dabei muss jedoch klar sein, dass auch eine formale Grammatik semantisch fundiert sein muss (man denke etwa an die Definition eines Morphems als kleinste bedeutungstragende Einheit der Sprache). Vor diesem Hintergrund sind die formale Grammatik und die Konstruktionsgrammatik jeweils als Teildisziplin der integralen Grammatik zu begreifen.


  2. Die funktionalen Ebenen des Satzes

    Der Satz als formales Konstrukt, mit dem sich Inhalte darstellen lassen, ist der Hauptgegenstand der Grammatik. Auch wenn man ihn unter formalen Aspekten betrachtet, ist es sinnvoll, dies auf der Grundlage eines semantischen Modells zu tun. Dies ist, mehr oder weniger explizit, in der traditionellen Grammatiktradition zu beobachten, wie wir noch sehen werden. Jedenfalls lässt sich sehr klar erkennen, dass die Makrostruktur von Sätzen auf grundlegende Dimensionen der Bedeutung zurückführbar ist. Dabei sind fünf Dimensionen der Bedeutung relevant, die man anhand des folgenden Beispiels erläutern kann:

    1. dt. Der Autor schreibt ein neues Buch

      In diesem Satz wird auf zwei Referenten ('der Autor', 'ein neues Buch') Bezug genommen, indem sie beschrieben und als dem Adressaten bekannt (der Autor) oder nicht bekannt (ein neues Buch) gekennzeichnet werden. Für die funktionale Satzebene, die der referenziellen Bedeutung entspricht, gibt es in der traditionellen Grammatik und auch in neueren grammatiktheoretischen Arbeiten merkwürdigerweise keinen Terminus.11 Man kann sie Ebene der Designation nennen, da es dabei um die Bezeichnung von Referenten geht. Innerhalb der Designation gibt es allerdings mehr oder weniger traditionelle grammatische Termini; so wird die Kennzeichnung der Definitheit als Determination (der, ein) und die


      Grammatik ist als eine Anwendung des coserianischen Prinzips auf den begrenzten Bereich der sprachlichen Darstellung zu verstehen.

      10 Ansätze zu dieser Synthese findet man teilweise in der Lexikogrammatik von Gross (1975, 2006) und der Signed-Based Construction Grammar von Sag (2012), ohne jedoch konsequent auf die Allgemeingültigkeit der Prinzipien der Syntagmatik und Paradigmatik zurückzugreifen.

      11 Eine Ausnahme bildet Dik (1997: 127ff.), der von "term" spricht ("By a term we understand any expression which can be used to refer to an entity or entities in some world.", Dik 1997: 127). Allerdings ist der Ausdruck "Term", erstens, nicht besonders aussagekräftig und passt, zweitens, nicht sehr gut in die Reihe der traditionellen Bezeichnungen der funktionalen Ebenen des Satzes, die wir gleich behandeln werden (Prädikation, Proposition, Illokution).

      Modifikation der Nominalbedeutung als Attribution (neues Buch) bezeichnet. Die Funktion der Nominalform kann man in diesem Sinne Denomination nennen.

      Die in unserem Satz beschriebenen Referenten sind ebenfalls Teil der semantischen Prädikation. Diese besteht darin, ein oder mehrere Argumente in ein durch das Prädikat zum Ausdruck gebrachtes Ereignis im weitesten Sinne (das kann auch ein Zustand oder eine Eigenschaft sein) einzubinden. Hier partizipieren die Referenten von 'der Autor' und 'ein neues Buch' an dem Ereignis 'schreiben'. In der Logik wird ein semantisches Prädikat als Funktion mit der Formel P(x[, y, …]) beschrieben. Für das semantische Prädikat SCHREIBEN sind zwei Variablen vorgesehen, die man Argument nennt —daraus ergibt sich die konkretisierte Formel SCHREIBEN(Arg1, Arg2). Demzufolge kann man die Prädikation aus unserem Beispiel mit der Formel SCHREIBEN('der Autor', 'ein neues Buch') wiedergeben. Der Terminus Prädikation wurde in der scholastischen Sprachphilosophie eingeführt (zunächst von Abélard, später u.a. von Thomas von Aquin und William of Ockham aufgegriffen) und von Anfang an nicht nur semantisch, sondern auch syntaktisch interpretiert. Syntaktisch gesehen bilden das syntaktische Prädikat und seine Komplemente (Subjekt und Objekte), die die Argumente zum Ausdruck bringen, die syntaktische Prädikation. Das syntaktische Prädikat und seine Komplemente sind syntaktische Funktionen von Satzgliedern. In unserem Beispiel fungiert der Stamm schreib- als Prädikat,12 der Autor als Subjekt und ein neues Buch als (direktes) Objekt.

      Die semantische Proposition ist eine zeitlich und räumlich eingebettete Prädikation. Durch diese Einbettung wird sie auf ihren Wahrheitswert überprüfbar. So kann die Prädikation 'der Autor schreibt ein neues Buch' erst in einem bestimmten zeitlichen Kontext auf ihren Wahrheitswert hin untersucht werden.13 Die Aussage kann in einem bestimmten Zeitrahmen wahr sein, in einem anderen jedoch unwahr. Terminologisch haben wir es, analog zur Prädikation, mit einer in der Scholastik eingeführten Bezeichnung zu tun, die ebenfalls von Anfang an nicht nur semantisch, sondern auch syntaktisch interpretiert worden ist.14

      Eine weitere Dimension der Satzbedeutung ist die Illokution, die der mit der Proposition verbundenen sozialen Interaktion zwischen dem Sprecher und seinem


      12 Die Flexionsendung des Verbs gehört nicht dazu, denn sie drückt die Konjugation aus, die eine eigene, die Satzebenen übergreifende Funktion ist (siehe weiter unten in diesem Abschnitt).

      13 Es geht dabei nicht um reale oder ontologische Wahrheit, sondern um die logische Schlüssigkeit einer behaupteten Wahrheit.

      14 In der französischen Grammatiktradition versteht man unter proposition schlicht einen Satz.

      Adressaten entspricht.15 So drückt unser Beispielsatz eine Behauptung aus, bei der der Sprecher seinem Adressaten mitteilt, dass der im Satz beschriebene Sachverhalt zutrifft. Mit der Behauptung garantiert er das Zutreffen der Aussage. Bei einer Frage würde er seinen Adressaten auffordern, verbindlich mitzuteilen, ob der Sachverhalt zutrifft (bei einer Entscheidungsfrage: Schreibt der Autor ein neues Buch?) oder eine bestimmte Information hinzuzufügen (bei einer Ergänzungsfrage: Wann schreibt der Autor ein neues Buch?). Weitere typische Kategorien der Illokution sind der Befehl, der Wunsch, das Versprechen und die emotionale Bewertung. Dieser semantischen Dimension entspricht der ganze Satz, der durch seine Struktur als Aussage-, Frage-, Befehls-, Wunsch- und Ausrufesatz die Illokution zum Ausdruck bringt. Auf der formalen Ebene spricht man vom Satzmodus, was insofern passend ist, als dieser oft mit dem morphologischen Modus korreliert, wie etwa der Imperativ im Befehlssatz.

      Die fünfte Dimension der Satzbedeutung ist die der Lokution. Es handelt sich dabei um die Bezugnahme einer Äußerung auf den sie hervorbringenden Diskurs.16 Ausdrucksformen in dieser Dimension sind Diskursmarker, Kontakt- und Gliederungssignale, tag questions, Modalpartikel etc. Auch der Kasus des Vokativs gehört in diese Dimension. Die entsprechende funktionale Ebene des Satzes kann man als Diskursebene bezeichnen. Sie ist nicht häufig Gegenstand von grammatischen Beschreibungen, verdient jedoch durchaus Beachtung als grammatisches Phänomen.17 In einem Satz, der völlig frei von lokutionären Ausdrucksmitteln (Diskursmarker etc.) ist, wie im schon zuvor diskutierten Beispiel (2), findet sich kein expliziter Verweis auf den Diskurs, aus dem dieser Satz hervorgegangen ist. Dennoch haben die Äußerung (als Produkt des Sprechens, also als érgon) und der Satz allein dadurch eine lokutionäre Bedeutung, dass sie materiell existieren (das gilt mit unterschiedlichen Bedingungen für


      15 Manche Autoren sprechen auch von Modalität (z.B. Bally 1932), doch in einigen Forschungstraditionen wird dieser Terminus restriktiver verwendet, weshalb es hier angezeigt ist, diese von Austin (1962) eingeführte, weitverbreitete Bezeichnung zu verwenden.

      16 Hierfür gibt es keinen traditionellen Terminus, weshalb man auch hier auf die Terminologie von Austin (1962) zurückgreifen kann (wobei der Fokus von Austin auf der Illokution lag und er den Terminus Lokution eher der Vollständigkeit halber eingeführt hat, ohne ihm größere Aufmerksamkeit zu widmen).

      17 Diese Beachtung als Dimension der Grammatik erfährt die Diskursebene des Satzes in der Textgrammatik der deutschen Sprache von Harald Weinrich (1993), die ein fast hundertseitiges Kapitel zur "Syntax des Dialogs" enthält. Inspiriert von Simon Diks Ansatz der Functional Grammar (Dik 1997) ist in jüngerer Vergangenheit im Rahmen einer "Discourse Grammar" (Heine et al. 2013) vorgeschlagen worden, zwischen "Sentence Grammar" und "Thetical Grammar" zu unterscheiden (Kaltenböck et al. 2011). Allerdings wird damit die Grammatik der Diskursebene als eine 'andere' Grammatik verstanden. Verfolgt man konsequent das Postulat einer 'Diskursgrammatik' und vor allem einer 'integralen' Grammatik, muss man jedoch die Ebene des Diskurses und die anderen Ebenen des Satzes in ein Modell integrieren.

      phoné und graphé). Ferner implizieren sie einen Produzenten und einen Adressaten (vgl. Benveniste 1970: 14).

      Eine Schnittstelle zwischen den Ebenen der Prädikation, der Proposition und des Satzmodus bildet in den indoeuropäischen Sprachen die Konjugation mit den Kategorien Modus, Tempus (Temporalität auf der Ebene der Proposition, Aspektualität auf der Ebene der Prädikation), Person und Numerus (Subjektmarkierung auf der Ebene der Prädikation).18 Während der Zusammenhang des Modus als morphologische Kategorie der Verbflexion mit dem syntaktischen Modus als Satztyp auf der Hand liegt, bedarf die ebenfalls mit der Verbflexion zum Ausdruck gebrachte Kategorie des Tempus im Hinblick auf die Satzebenen weiterer Erläuterungen, da sie sowohl der Ebene der Proposition als auch der Ebene der Prädikation zuzuordnen ist. Zur Ebene der Proposition gehört die semantische Dimension der Temporalität oder Temporaldeixis, bei der es um die zeitliche Verortung von Sachverhalten in Bezug auf einen unmittelbaren (und gegebenenfalls mittelbaren) Sprechzeitpunkt geht. Zur Ebene der Prädikation dagegen gehört die semantische Dimension der Aspektualität, die die temporale Perspektivierung der Sachverhaltsdarstellung ist.19

      In einigen indoeuropäischen Sprachen, wie den romanischen Sprachen, dem Lateinischen und dem Altgriechischen drücken bestimmte Tempora, wie etwa das 'Imperfekt', sowohl eine deiktische Zeitstufe (Temporalität) als auch eine temporale Perspektive (Unabgeschlossenheit, Durativ) aus. Ein Paradigma des Tempus kann sogar im Wesentlichen Aspektualität ausdrücken, wie das 'present progressive' im Englischen, das sich vom 'simple present' lediglich durch seine imperfektive (progressive) Aspektualität unterscheidet. In manchen Sprachen, wie im Deutschen, werden durch das Tempussystem dagegen nur deiktische Zeitstufen (Gegenwart, Vergangenheit, Zukunft) zum Ausdruck gebracht.20 Ebenfalls auf der Ebene der Prädikation sind schließlich, sofern es sie gibt (s.o. Anmerkung 18), die Konjugationskategorien Person und Numerus


      18 In den skandinavischen Sprachen (mit Ausnahme des Isländischen) fallen die Kategorien Person und Numerus bei der Konjugation ganz weg, im Englischen überwiegend. Ferner kann der zur Prädikation gehörende Aspekt als eigene Kategorie erscheinen, kommt aber meist in einer polyfunktionalen Kategorie zusammen mit dem Tempus zum Ausdruck.

      19 Die etwas umständlichen Termini Temporalität oder Temporaldeixis sowie Aspektualität oder temporale Perspektivierung werden für die konsequente Unterscheidung der semantischen von der formalen Ebene des Satzes mit den grammatischen Kategorien Tempus und Aspekt benötigt.

      20 Generell dient das Tempus in den indoeuropäischen Sprachen in erster Linie der temporaldeiktischen Darstellung der Zeitstufen und nur teilweise auch dem Ausdruck der Aspektualität, der auch auf andere Weise zum Ausdruck gebracht werden kann (im Deutschen etwa durch Adverbiale, wie in sie singt gerade, oder durch Verbalperiphrasen, wie in dem umgangssprachlichen Ausdruck sie ist am Singen).

      anzusiedeln, da sie das Subjekt bezeichnen, wobei in einigen Sprachen, wie beispielsweise dem Deutschen, eine zusätzliche pronominale Markierung des Subjekts im Nominativ erforderlich ist.

      Die folgende tabellarische Darstellung fasst die beschriebenen Zusammenhänge zwischen den genannten Dimensionen der Bedeutung und den damit korrelierenden Ebenen des Satzes zusammen:

      Bedeutungsdimension

      Satzebene

      Lokutionäre Bedeutung

      Diskursebene

      Illokutionäre Bedeutung

      Satzmodus, Modus

      Konjugation

      Semantische Proposition

      Syntaktische Proposition

      Semantische Prädikation

      Syntaktische Prädikation

      Referenzielle Bedeutung

      Designation

      Fig. 1 Dimensionen der Bedeutung und Ebenen des Satzes


      Die Satzebenen sind syntaktisch-funktionale Einheiten, die analytisch in Satzglieder zerlegt werden können, wobei unter Satzglied ein sinnvolles Segment des Satzes zu verstehen ist (eine unsinnige Segmentierung unseres Beispielsatzes wäre etwa *[der] [Autor schreibt] [ein neues] [Buch]). Jedes Satzglied hat eine syntaktische Funktion in einem übergeordneten syntaktischen Gebilde. Seine innere Beschaffenheit und Zusammensetzung ist seine Konstituenz (zu Herleitung von Konstituenz und Funktion s.u. Abschnitt 3). In syntaktisch-funktionaler Hinsicht gibt es Inklusionsrelationen zwischen den Satzebenen: Designationsausdrücke sind als Komplemente in Prädikationen eingebunden, die wiederum den wesentlichen Teil der Propositionen bilden, die ihrerseits im Einflussbereich des Modus stehen. Den obersten Rahmen stellt die Diskursebene des Satzes dar:

    2. Inklusionsrelationen der Satzebenen Diskurs[Modus[Proposition[Prädikation[Designation]]]]

      Dass der Satzmodus den Rahmen für die Ebenen der Proposition, der Prädikation und der Designation bildet, kann man deutlich sehen, wenn man sich die Bildung des Fragesatzes vor Augen führt, der in den indoeuropäischen Sprachen vornehmlich durch drei grammatische Strategien kenntlich gemacht wird, wie in den folgenden Beispielen (4), (5) und (6) ersichtlich:

    3. Nachstellung des Subjekts hinter das konjugierte Wort

      1. fr. Connaissent-ils les nouveaux voisins?

      2. dt. Kennen sie die neuen Nachbarn?

      3. engl. Do they know the new neighbours?21

    4. Einleitung durch Interrogativausdruck

      1. lt. Num vicinos cognoscunt? [num 'ob']

      2. pol. Czy znają nowych sąsiadów? [czy 'ob']

      3. fr. Est-ce qu'ils connaissent les nouveaux voisins ? [est-ce que wörtl. 'ist es, dass']

    5. Kennzeichnung durch Prosodie

      1. sp. ¿Conocen a los nuevos vecinos?

      2. it. Conoscono i nuovi vicini?

      3. ngr. Γνωρίζουν τους νέους γείτονες; (Gnorízoun tous néous geítones;)22

      Eine Möglichkeit, den Fragesatz kenntlich zu machen, ist die Nachstellung des Subjekts hinter das konjugierte Element, wie in den Beispielen (4). Diese Umstellung des Satzschemas ist in Sprachen verbreitet, in denen das Subjekt unabhängig von der Konjugation ausgedrückt werden muss, wie im Französischen, Deutschen und Englischen. Eine weitere Form der Kennzeichnung des Interrogativsatzes ist die Einleitung durch einen spezifischen Frageausdruck, wie in den lateinischen, polnischen und französischen Beispielen in (5). Bei diesem Verfahren folgt auf den Frageausdruck ein Satzschema, das mit dem des Deklarativsatzes identisch ist. Schließlich ist es in allen Sprachen möglich, den Fragesatz allein durch Prosodie, also durch eine bestimmte Satzmelodie zu kennzeichnen. Die in (6) aufgeführten Beispiele aus dem Spanischen, Italienischen und Neugriechischen stehen für Sprachen, in denen nur diese Kennzeichnung der Frage zur Verfügung steht. In manchen Sprachen, wie dem Französischen, sind alle drei Kennzeichnungsstrategien realisierbar.

      Wandelt man diese Fragesätze in Deklarativsätze um (z.B. dt. sie kennen die neuen Nachbarn) kann man feststellen, dass sich nur der Satzmodus ändert, während die anderen Satzebenen von dieser Transformation nicht betroffen sind: Proposition, Prädikation und Designation(en) bleiben unverändert.23 Also bildet der Satzmodus den Rahmen für die anderen Satzebenen. Die Proposition wiederum wird bei diesen Beispielen allein durch die Konjugation, genauer: durch das Tempus, gekennzeichnet. Die Wahrheitsbedingung der Proposition 'sie kennen die neuen Nachbarn' hängen von der zeitlichen Verortung durch


      21 Eine zusätzliche Besonderheit der Fragesatzkonstruktion im Englischen ist der Umstand, dass sie bei Vollverben als Periphrase mit dem Semiauxiliar to do gebildet wird.

      22 Das Semikolon dient im Griechischen als Fragezeichen.

      23 Beim Verfahren der Nachstellung des Subjekts erfolgt lediglich eine Änderung der Wortfolge, nur dass diese nicht die Ebene der Prädikation oder die der Proposition betrifft, sondern lediglich die Ebene des Satzmodus, die auch bei der Einleitung durch einen Operativausdruck und beim prosodischen Ausdruck der Frage betroffen ist.

      das Präsens ab. Ändert man das Tempus und damit die Zeitstufe, ändern sich auch die Wahrheitsbedingungen der Proposition. Prädikation und Designationen dagegen bleiben unverändert, was belegt, dass die Proposition den Rahmen dieser beiden Satzebenen bildet. Schließlich besteht die Prädikation im Wesentlichen unabhängig von der Konjugation und wird vom Prädikat bestimmt, das in unseren Beispielen der Stamm der Verben mit der Bedeutung 'kennen' ist (sie kennt die neuen Nachbarn). Da das Prädikat die Anzahl und den Typus der Komplemente bestimmt, bildet die Prädikation wiederum den Rahmen für die Designationsausdrücke.

      Betrachtet man die Konstituenz des gesamten Satzes, haben die Prädikation und die Designationsausdrücke die größte materielle Ausdehnung, das heißt, dass sie den weitaus größten Anteil an Ausdrucksformen des Satzes ausmachen. Proposition und Modus werden dagegen hauptsächlich durch die Konjugation, temporale und modale Adverbiale sowie durch das Satzschema zum Ausdruck gebracht. Allerdings bedeutet das nicht, dass in jeder sprachlichen Äußerung diese Ebenen alle vertreten sind. So kann die Antwort auf die Frage in (4)(b) Kennen sie die neuen Nachbarn? ein schlichtes Ja sein, das eine vollständige, grammatisch korrekte sprachliche Äußerung ist. In dieser Äußerung kommen jedoch lediglich die Ebenen des Satzmodus und des Diskurses zum Ausdruck, denn dieses Ja bedeutet lediglich, das eine Proposition assertiert wird, die bereits in der vorangegangenen Äußerung beschrieben wurde.24 Wenn wir —mit Bezug auf Beispiel

      (2)— auf die Frage Wann hat er das neue Buch geschrieben? die Antwort Letztes Jahr erhalten, dann besteht diese Äußerung aus einem Satzglied auf der propositionalen Ebene, das allerdings auch eine Assertion und damit eine illokutionäre Bedeutung impliziert. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass der Satzbegriff schwer zu fassen ist. In Grammatiken wird er oft (implizit) auf sprachliche Konstruktionen reduziert, in denen alle Satzebenen zum Ausdruck kommen oder, was auf das gleiche hinausläuft, in denen sowohl konjugiert als auch prädiziert wird. Neben diesem prototypischen konjugierten Prädikationssatz, der durch Koordination und Subordination noch zu einem komplexen Satz erweitert werden kann, muss man jedoch auch den unkonjugierten Satz im Auge behalten.


      24 Ein Ja kann auch bedeuten, dass der Adressat dem Sprecher lediglich seine Aufmerksamkeit signalisiert. In diesem Fall kommt in der betreffenden nur eine lokutionäre Bedeutung zum Ausdruck.

  3. Konstituenz und Funktion

    Unabhängig von der funktionalen Ebene des Satzes ist jedes Satzglied auf zweierlei Weise syntagmatisch determiniert, denn jedes Satzglied kann aus einer Außen- und einer Innenperspektive betrachtet werden, das heißt als Teil eines übergeordneten Ganzen oder als aus Teilen bestehendes Ganzes. In der sprachphilosophischen Tradition bezeichnet man die Außenperspektive als synthetisch und die Innenperspektive als analytisch. Demzufolge ist auch die Untersuchung eines Satzglieds als Teil eines übergeordneten Ganzen synthetisch und die eines Satzglieds als ein aus Teilen bestehendes Ganzes analytisch. Was das konkret bedeutet, lässt sich anhand der Attributfunktionen in den folgenden Beispielen erläutern:

    1. dt. Martina kauft

      1. einen neuen Rechner

      2. einen Rechner aus neuester Produktion

      3. einen Rechner, der aus neuester Produktion stammt


      Auf der Ebene der Prädikation haben die Varianten (a), (b) und (c) jeweils die Funktion eines direkten Objekts bzw. eines Akkusativ-Objekts. Für sich genommen handelt es sich dabei um referierende Satzglieder, die auf der Ebene der Designation untersucht werden können. Innerhalb dieser Bezeichnungsausdrücke haben die unterstrichenen Teilsatzglieder jeweils die Funktion eines Attributs, da sie dazu dienen, die Denomination, hier das Nomen Rechner, zu modifizieren. Man kann sehen, dass das Attribut in den drei Varianten jeweils anders beschaffen ist, also aus unterschiedlichen Konstituenten besteht: in (a) handelt es sich einfach um ein attributives Adjektiv, in (b) dagegen um ein attributives Präpositionalsyntagma und in (c) um einen attributiven Relativsatz. Bedenkt man zudem, dass die unterschiedliche Beschaffenheit der Attribute Auswirkungen auf ihre Position im übergeordneten Syntagma hat, wird deutlich, dass eine angemessene syntaktische Beschreibung sowohl die Untersuchung der syntaktischen Funktion (synthetische Außenperspektive, Funktion als Teil eines Ganzen) als auch die Untersuchung der syntaktischen Konstituenz (analytische Innenperspektive, Konstitution als Ganzes aus Teilen) umfassen muss.

      Die synthetische und analytische Betrachtung eines Satzglieds ist nicht nur auf der formalen Ebene unerlässlich. Auch auf der inhaltlichen Ebene sind beide Aspekte zu unterscheiden, wie man an den folgenden Beispielen demonstrieren kann:

    2. dt. Der Gast

      1. setzt sich auf einen Stuhl => AGENS('der Gast')

      2. fällt vom Stuhl => PATIENS('der Gast')

      3. sitzt auf dem Stuhl => THEMA('der Gast')


      Die Bedeutung des Satzglieds der Gast, das syntaktisch als Subjekt der Prädikation fungiert, ist, analytisch betrachtet, in den Varianten (a), (b) und (c) jeweils dieselbe ('der Gast'). Synthetisch gesehen, das heißt im Rahmen der semantischen Prädikation, fallen ihm drei verschiedene semantische Funktionen zu, die, wenn es sich um Argumente der semantischen Prädikation handelt, auch als semantische Rollen bezeichnet werden: In (a) ist 'der Gast' ein Agens, das heißt ein Beteiligter am Sachverhalt, der diesen bewusst verursacht, in (b) ein Patiens, das heißt ein Beteiligter am Sachverhalt, der von diesem betroffen wird, und in (c) ein Thema, das heißt ein Beteiligter am Sachverhalt, der diesen weder verursacht, noch von ihm betroffen wird, wobei Betroffenheit in diesem Zusammenhang als physische oder mentale Veränderung zu verstehen ist.

      Die synthetischen Eigenschaften eines Satzglieds sind ausdrucksseitig syntaktische und inhaltsseitig semantische Funktionen, während seine analytischen Eigenschaften ausdrucksseitig seine Konstituenz und inhaltsseitig seine Bedeutung betreffen. Im Rahmen einer integralen Grammatik weisen Satzglieder also vier Dimensionen auf, die sorgfältig voneinander zu unterscheiden sind. Diese vier Dimensionen und ihre jeweilige Benennung fasst die folgende Tabelle zusammen:


      Synthetisch

      Analytisch

      Ausdruck (Syntax)

      Syntaktische Funktion

      Syntaktische Konstituenz

      Inhalt (Semantik)

      Semantische Funktion

      Bedeutung

      Fig. 2 Die vier Dimensionen der Syntax in einer integralen Grammatik

      Die Unterscheidung zwischen Konstituenz (z.B. der Wortart Substantiv) und Satzfunktion (z.B. dem Subjekt-Komplement) gehört zu den Grunderfahrungen des schulischen Sprachunterrichts. Jede nachvollziehbare Untersuchung eines Satzes muss diese beiden Dimensionen berücksichtigen. Durch ein Klammerungssystem lassen sich die Ergebnisse einer solchen Untersuchung übersichtlich darstellen, wie die folgenden Beispiele aus dem Französischen und die syntaktische Analyse ihrer jeweiligen Prädikation zeigen:

    3. (a) fr. Le garçon mange une pomme 'Der Junge isst einen Apfel'

      1. [NP Le garçon ]Subj [V mange ]Präd.Konjug [NP une pomme ]dirObj

    4. (a) fr. Il la mange 'Er isst ihn'

      1. [PPRON Il]Subj [PPRON la]dirObj [V mange]Präd.Konjug


    Für die Beispiele (9)(a) und (10)(a) ergibt die Untersuchung der Prädikation (9)(b) und (10)(b) die Kennzeichnung der betreffenden Satzglieder durch eckige Klammern, wobei nach der öffnenden Klammer die Konstituenz und nach der schließenden Klammer die Funktion des jeweiligen Satzglieds notiert ist. In beiden Beispielen hat das Verb manger die Funktion des Prädikats- und des Konjugationsträgers —diese in den indoeuropäischen Sprachen typische Doppelfunktion schreibt man sogenannten Vollverben zu. Beide Beispiele haben jeweils zwei Komplemente, ein Subjekt und ein direktes Objekt, wobei diese sich im Vergleich zwischen (9) und (10) durch ihre Beschaffenheit unterscheiden. In Beispiel (9) werden diese Funktionen von Nominalsyntagmen25 erfüllt, in Beispiel (10) dagegen von Personalpronomen. Im Französischen und in den (anderen) romanischen Sprachen hat dies Auswirkungen auf die Satzgliedstellung, denn Objekte, die durch Personalpronomen ausgedrückt werden, stehen in diesen Sprachen vor dem Prädikat, während nominale Objekte dem Prädikat folgen.26

    In der syntagmatischen Dimension des Satzes bilden Konstituenz und Funktion die fundamentalen Größen der syntaktischen Kombinatorik. Diese Größen haben jedoch auch eine paradigmatische Seite. So bilden die in den Beispielen (9) und (10) zu beobachtenden Entsprechungen nominaler und pronominaler Komplemente funktional-syntaktische Paradigmen. Auch gibt es konstituenzielle Satzschemata wie etwa [ARTIKEL + SUBSTANTIV] (le garçon, une pomme), die ebenso das Resultat von paradigmatischen Abstraktionen sind wie Wortarten, die als elementare syntaktische Ausdrücke aus der Vergleich- und Austauschbarkeit konkreter Wörter hervorgehen. Wie bereits in Abschnitt 1 angemerkt, verhalten sich Syntagmatik und Paradigmatik wie zwei Seiten einer Medaille.


    25 Die Konstituenz dieser Satzglieder wird mit "NP", dem traditionellen Kürzel für "Nominalphrase" gekennzeichnet. Von "Syntagma" zu sprechen, vermeidet den theoretisch vorbelasteten Terminus "Phrase". Von "Nominal-" und nicht von "Determinationssyntagma" zu sprechen, begründet sich dadurch, dass Determination im hier entwickelten theoretischen Standpunkt eine Funktion ist und daher keine Konstituenz charakterisieren kann (s.o. die Unterscheidung zwischen Wortart und Satzfunktion). Zudem gibt es einen fundamentalen Unterschied zwischen Designationen mit und ohne Denomination, also zwischen nominal und nicht nominal geprägten Bezeichnungsausdrücken (z.B. Dieser Junge lacht vs. Dieser lacht). Dabei ist festzuhalten, dass die Funktion der Determination auch in nominalen Designationen in der Regel zum Ausdruck kommt (Ausnahmen sind im Französischen, Deutschen und anderen Sprachen Designationen durch Eigennamen).

    26 Dies gilt uneingeschränkt für Deklarativsätze. In Imperativsätzen stehen auch die pronominalen Objekte hinter dem Prädikat. Bei Infinitivsätzen stehen sie im Französischen vor dem Prädikat, in den anderen romanischen Sprachen dahinter.

  4. Form und Kategorie

    Was man in der Grammatik als Form und als Kategorie zu bezeichnen pflegt, sind Abstraktionen von Inhalten und Ausdrücken konkreter sprachlicher Äußerungen, die von Linguisten bewusst und von (muttersprachlichen) Sprechern unbewusst vorgenommen werden. Letztere denken in der Regel nicht an Begriffe wie 'Form' oder 'Kategorie', wissen aber intuitiv, wie sprachliche Elemente zu verwenden sind, und bilden durch ihr Sprechen und dieses Wissen de facto verschiedenartige Paradigmen, die die Konstruktion und das Verstehen komplexer und abstrakter Bedeutungen ermöglichen. Wie wir in Abschnitt 1 gesehen haben, spricht Saussure (1916: 221, schon ab 201) in diesem Zusammenhang von "assoziativen Beziehungen". Was man im Nachhinein als Paradigma bezeichnet hat, ist laut Saussure (1916: 205) nämlich das Resultat einer von den Sprechern wahrgenommenen "mentalen Assoziation" ("association mentale"). Die Rechtfertigung der nachträglichen Neubenennung dieser "Gruppierungen" von sprachlichen Ausdrücken ("groupes [de] termes") als "Paradigma" liefert Saussure selbst, wenn er darauf hinweist, dass diese Gruppen auf mehr beruhen als auf einfachen Gemeinsamkeiten:

    Les groupes formés par association mentale ne se bornent pas à rapprocher les termes qui présentent quelque chose de commun; l'esprit saisit aussi la nature des rapports qui les relient dans chaque cas et crée par là autant de séries associatives qu'il y a de rapports divers.27 (Saussure 1916: 205)

    Die Art der Beziehung ("la nature des rapports"), die aus den einzelnen Assoziationen heraus mitverstanden wird, ergibt sich aus der mit diesen Assoziationen einhergehenden Abstraktion. Der Terminus Paradigma bezeichnet genau diese grammatikalische Abstraktion. Folglich kann man vermuten, dass Saussure den Vorschlag, von einem Paradigma zu sprechen, begrüßt und diesen Terminus für seine Theorie übernommen hätte. Die verschiedenen Beziehungen ("rapports divers"), die zu Paradigmen abstrahiert werden, können Saussure zufolge entweder nur die Form oder nur den Inhalt oder wiederum die Form und den Inhalt sprachlicher Entitäten gleichzeitig betreffen:


    27 Die durch mentale Assoziation gebildeten Gruppen beschränken sich nicht darauf, Ausdrücke zu verbinden, die etwas gemeinsam haben; das Bewusstsein erfasst auch die Art der Beziehung, die sie in jedem einzelnen Fall verbindet, und bildet auf diese Weise so viele assoziative Reihen, wie es unterschiedliche Beziehungen gibt. (Übers. PG)

    Donc il y a tantôt communauté double du sens et de la forme, tantôt communauté de forme ou de sens seulement. Un mot quelconque peut toujours évoquer tout ce qui est susceptible de lui être associé d'une manière ou d'une autre.28 (Saussure 1916: 205)

    Diese Überlegungen entspringen zwar einer bestechenden Logik, nach der die paradigmatischen Relationen auf der Form (den signifiant oder das 'Bedeutende'), der Bedeutung (das signifié oder das 'Bedeutete') oder auf beiden gründen können, sind aber im Hinblick auf die angenommene Assoziation zwischen Formen nicht stimmig, denn rein formale Übereinstimmungen werden nur dann assoziiert, wenn sie auch ein inhaltliches Korrelat haben. Ansonsten haben wir es lediglich mit Homonymie zu tun, bei der gerade kein Paradigma durch Assoziation gebildet wird. Für einen deutschen Sprecher haben die Wörter Schloss mit der Bedeutung 'Burg, Palast' und Schloss mit der Bedeutung 'Verschluss' ebenso wenig miteinander zu tun wie die Wörter Bank 'Sitzgelegenheit' und Bank 'Geldinstitut'. Auch wird es ihm schwerfallen, die Form aus, die als Adverb besagt, dass etwas 'zu Ende' ist, mit der Form aus zu assoziieren, die als Präposition auf die 'Herkunft' verweist. In allen drei Fällen sind die etymologischen Zusammenhänge für Linguisten klar erkennbar, nicht jedoch für die Sprecher, weshalb für diese auch keine Assoziationen infrage kommen und demzufolge keine Paradigmen gebildet werden.

    Wenn dagegen formale Assoziationen mit inhaltlichen einhergehen, wie im Fall der Beziehungen zwischen dem Substantivs Schloss 'Verschluss' und dem Verb schließen mit seinen Stämmen schließ- und schloss-, dann haben wir es mit einem morpho-semantischen Paradigma zu tun. Es genügen jedoch auch rein inhaltliche Assoziationen, wie etwa zwischen den deutschen Personalpronomen im Nominativ —ich, du, er, sie, es, wir, ihr, sie—, die formal im Wesentlichen disparat sind, um sprachliche Paradigmen zu bilden. Es bleibt also festzuhalten, dass paradigmatische Relationen immer inhaltlich begründet sind, zugleich aber auch einen formalen Ausdruck finden können, wie im Deutschen etwa beim Paradigma der bestimmten Artikel —der, die, das, des, dem, den. Vor diesem Hintergrund lohnt es sich genauer zu ergründen, worin die verschiedenen Arten der paradigmatischen Abstraktion bestehen, um eine Ausdifferenzierung des Begriffs 'Paradigma' vornehmen zu können. Zunächst muss man zwei Wege der Abstraktion unterscheiden, die aufgrund der konventionellen Natur von Einzelsprachen zum selben synchronen Ergebnis führen, aber aus zwei unterschiedlichen Perspektiven zu beobachten sind: die phylogenetische und die


    28 Zuweilen gibt es also doppelte Gemeinsamkeit von Bedeutung und Form, zuweilen Gemeinsamkeiten nur der Form oder nur der Bedeutung. Ein beliebiges Wort kann jederzeit die Vorstellung von allem hervorrufen, was auf die eine oder andere Weise mit ihm assoziiert werden kann. (Übers. PG)

    ontogenetische sprachliche Abstraktion. Als Phylogenese ist die diachrone Entstehung sprachlicher Paradigmen auf der Ebene der kollektiven einzelsprachlichen Konvention zu verstehen. Bei der Ontogenese geht es um den Spracherwerb einzelner Sprecher, die durch wiederholte Sprech- und Spracherfahrung die Abstraktion paradigmatischer Relationen nachvollziehen. Dass die Sprecher die kollektiven Konventionen auch mitgestalten, versteht sich von selbst.29 Man könnte auch von kollektiven und individuellen Prozessen der Abstraktion sprechen.

    Ein gut nachvollziehbarer Weg verschiedene Typen der paradigmatischen Abstraktion zu erkennen, führt über das von Saussure (1916: 168) formulierte Prinzip, dass man Form und Bedeutung niemals völlig entkoppelt betrachten kann. Dieses Prinzip stimmt mit der Erkenntnis überein, dass es in der Sprache im Sinne von langue und in der Grammatik letztlich immer um Repräsentation geht. Saussure beschreibt es wie folgt:

    L'entité linguistique n'existe que par l'association du signifiant et du signifié; dès qu'on ne retient qu'un de ces éléments, elle s'évanouit; au lieu d'un objet concret, on n'a plus devant soi qu'une pure abstraction.30 (Saussure 1916: 168)

    Dass jede Abstraktion auf konkrete sprachliche Ereignisse und damit auf Repräsentation zurückführbar sein muss, steht in formalen Grammatiken oft nur im Kleingedruckten, ist aber letztlich auch die Grundlage jeder Modularisierung. Häufig ist das auch recht klar, wie in der strukturalistischen und allgemeinen Phonologie (Phonem als kleinste bedeutungsunterscheidende sprachliche Einheit) und Morphologie (Morphem als kleinste bedeutungstragende sprachliche Einheit), bei denen Laut- und Formklassen von ihrem Beitrag zur Bedeutung abgeleitet werden.

    Aus phylogenetischer Perspektive ist ein Phonem die Abstraktion konkreter Laute (Phone). Genau genommen ist das Phonem also kein Laut, den man produzieren, wahrnehmen oder akustisch messen kann, da es als abstrakter Laut lediglich für eine Menge konkreter Laute steht, die in verschiedenen lautlichen Umgebungen dieselbe phonologische Funktion (im Hinblick auf die Bedeutungsunterscheidung) haben. Ebenso ist das Morphem die Abstraktion konkreter Formen (Morphe). Es ist daher selbst keine konkrete Form und kann in keinem konkreten Satz verwendet werden, sondern steht lediglich für eine Menge konkreter Formen. Das gilt auch für invariable Morpheme (das


    29 Dies geschieht aber in der Regel nicht in der intensiven Phase des Spracherwerbs, sondern erst, wenn dieser weitgehend "abgeschlossen" ist (was im strengen Sinne eigentlich gar nicht möglich ist).

    30 Eine sprachliche Einheit existiert nur aufgrund der Assoziation eines Signifikanten mit einem Signifikat; sobald man nur eines dieser Elemente in Betracht zieht, verpufft sie; anstatt vor einem konkreten Gegenstand steht man nur noch vor einer reinen Abstraktion. (Übers. PG)

    Affix -ung oder die Präposition vor), die eine Menge aus genau einem Element bilden, das zudem als Zitierform fungiert.31 In diesem Zusammenhang muss klar sein, dass ein Morphem keine leere Menge sein kann, da auch eine abstrakte Form in dieser Hinsicht nicht substanzlos sein kann.32

    Auch konkrete Formen sind das Resultat von Abstraktionsprozessen. Aus ontogenetischer Perspektive entsteht das Lautbild einer konkreten Form oder eines konkreten (syntaktischen) Worts aufgrund der wiederholten Wahrnehmung von ähnlichen Lautgebilden in vergleichbaren semantischen Kontexten. In diesem Sinne ist das Lautbild einer konkreten Form eine Einheit der langue, während das diesem Lautbild entsprechende Lautgebilde eine Einheit der parole ist. Sie stellt eine Okkurrenz dieser konkreten Form dar. Aufgrund der Variation unterschiedlicher Lautbilder isoliert der Sprachenlerner einzelne Laute, die er in einem weiteren Schritt als Variationen bestimmter Phoneme erkennt (s.o.).

    Der Begriff 'Wort' ist auch deswegen schwer zu fassen, weil das Wort auf unterschiedlichen Abstraktionsebenen betrachtet werden kann.33 Die Okkurrenzen elementarer syntaktischer Einheiten in der parole werden in der langue zu syntaktischen Wörtern zusammengefasst, die einer konkreten Wortform entsprechen. Die syntaktischen Wörter wiederum bilden auf einer weiteren Abstraktionsstufe mit anderen, semantisch zugehörigen syntaktischen Wörtern lexikalische Wörter. Diese sind also Mengen syntaktischer Wörter. Genau wie die Morpheme, die Morph-Mengen sind, haben lexikalische Wörter eine Zitierform: So ist fragen die Zitierform des lexikalischen Wortes, das der Menge der syntaktischen Wörter {fragen, gefragt, fragend, frage, fragst, fragen,


    31 Das könnte einer der Gründe sein, warum das Morphem zuweilen mit seiner Zitierform verwechselt wird. So kann man sei-, den Stamm der Infinitivform des Verbs sein, als Zitierform des Stammmorphems dieses Verbs verwenden, das als Menge weitere Stämme wie bi-, is-, war- etc. umfasst. Man kann diese konkrete Form jedoch nicht mit dem Morphem des Verbstamms von sein gleichsetzen.

    32 Die Annahme eines sogenannten "Nullmorphems" resultiert aus einer Verwechslung der Ebenen. Das kategoriale Paradigma des Numerus im Englischen beispielsweise ist im Sinne des obigen Zitats von Saussure ein rein inhaltliches Paradigma, da es nicht systematisch formal realisiert wird. Erst im syntagmatischen Kontext kann es zum Ausdruck kommen: Der Plural in der komplexen Wortform cows wird durch ein -s realisiert, während es für den Singular in cow keinen formalen Ausdruck gibt. Es gibt im Englischen also ein Pluralmorphem { -s, -es}, aber kein Singularmorphem —der Singular wird auch nicht durch ein sog. "Nullmorphem" ausgedrückt. Auch wenn wir das invariable Wort sheep betrachten (the sheep is bleating vs. the sheep are bleating), stellen wir fest, dass die Kategorie Plural erst im syntagmatischen Kontext ersichtlich wird, sodass es auch hier unlogisch wäre, ein sog. "Nullmorphem" anzunehmen.

    33 Die Problematisierung des Begriffs 'Wort' ist in der Linguistik sehr umfangreich diskutiert worden (einen guten Überblick darüber liefert u.a. Hebermann 2002; vgl. auch weitere Beiträge aus dem Sammelband Cruse et al. 2002). An dieser Stelle geht es lediglich darum, exemplarisch auf die Herleitung verschiedener Wortbegriffe auf der Grundlage des Prinzips der paradigmatischen Assoziation einzugehen, wobei wir uns auf die Unterscheidung der Begriffe 'syntaktisches Wort' vs. 'lexikalisches Wort' ohne Berücksichtigung phonetischer Ansätze und ohne weitere Ausdifferenzierungen innerhalb dieser Unterscheidung beschränken.

    fragt, fragte, fragtest, fragten etc.} entspricht. Der Stamm eines lexikalischen Worts kann

    —in der syntagmatischen Dimension— eine elementare oder eine komplexe Form sein. Im ersten Fall handelt es sich um eine nicht weiter segmentierbare Form (wie der Stamm frag-), im zweiten dagegen um eine Form, die deswegen komplex ist, weil sie aus mehreren elementaren Formen zusammengesetzt ist (z.B. aus-frag- zu ausfragen). Der Stamm des lexikalischen Worts mit der Zitierform fragen ist ein Morphem, da er nicht weiter teilbar ist.34 Dagegen ist der Stamm des lexikalischen Worts mit der Zitierform ausfragen (ausfrag-) kein Morphem, denn es lässt sich in die elementaren Formen aus- und -frag- zerlegen. Damit handelt es sich um eine komplexe Form. Dieser auf den ersten Blick syntagmatische Unterschied zwischen den Wortstämmen frag- (elementar) und ausfrag- (komplex) ist tatsächlich auf paradigmatische Beziehungen zurückzuführen, denn elementare Formen sind aufgrund vorhandener Paradigmen transparent: -frag- findet sich auch in erfragen, anfragen, befragen etc. (und natürlich auch in fragen), aus- kennt der Sprecher von einer Menge durch Präfix abgeleiteter Verben wie auskennen, ausschlafen, aussuchen, ausschließen etc. Auch in dem durch Derivation gebildeten komplexen lexikalischen Stamm frag-lich- ist das Suffix -lich aufgrund seiner paradigmatischen Beziehungen für die Sprecher transparent, da das Suffix -lich in vielen anderen transparenten Wörtern wie wohnlich, zierlich, redlich, lieblich, pfleglich etc. vorkommt.

    Eine weitere Stufe dieser Abstraktionsfolge ist die Verallgemeinerung einer Reihe lexikalischer Wörter zu einer lexikalischen Kategorie.35 So bildet beispielsweise das Wort lieben zusammen mit anderen vergleichbaren Wörtern (machen, sagen, geben etc.) die Kategorie Verb. Die Mitglieder dieser Kategorie sind —in indoeuropäischen Sprachen— grundsätzlich in der Lage, die Konjugation eines Satzes auszudrücken. Diese sehr allgemeine Kategorie kann man in Unterkategorien spezifizieren, je nachdem, ob diese Verben auch die syntaktische Funktion eines Prädikats übernehmen könnten. Ist dies der Fall spricht man von Vollverben, andernfalls von Hilfs- oder Kopulaverben.36 Diese Unterkategorisierungen zeigen, dass paradigmatische Abstufungen selbst innerhalb des gleichen Typs durchaus komplex sein können. Inwieweit die lexikalisch-syntaktischen


    34 Zu beachten ist, dass die konkrete Form frag- ein Morph ist, und kein Morphem. Das Morphem mit der Zitierform frag- besteht allerdings aus nur diesem einen Morph.

    35 In vielen, theoretisch ganz unterschiedlich positionierten linguistischen Arbeiten werden Wortarten als 'syntaktische Kategorien' bezeichnet, so etwa in Chomsky (1965: 28) oder Croft (2001: 17). Letzterer verwendet diese Bezeichnung in einer zusammenfassenden Tabelle zur Erläuterung des 'Syntax-Lexikon- Kontinuums', die in der Konklusion als Fig. 3 aufgeführt wird.

    36 Weitere Zwischenkategorien wie Modal-, Nominalisierungs- und Funktionsverben können hier nicht im Detail besprochen werden.

    Kategorien der Wortarten nur inhaltliche oder auch formale Paradigmen im Sinne Saussures bilden, hängt einerseits vom typologischen Profil der jeweiligen Einzelsprachen ab und andererseits davon, ob man syntaktische Funktionen auch paradigmatisch interpretiert.

    Auch das, was man gemeinhin als grammatische Kategorie bezeichnet, ist das Resultat paradigmatischer Abstraktionen, wobei hier eine besondere systemische Charakteristik der Bedeutung ins Spiel kommt, bei der aus semantischen Assoziationen syntaktisch-funktionale Beziehungen entstehen. Ein solches grammatisches Paradigma ist beispielsweise der Numerus, der in vielen indoeuropäischen Sprachen aus einem dualen System mit den Kategorien Singular und Plural besteht.37 Die damit ausgedrückte Anzahl (Einzahl oder Mehrzahl) bildet die semantische Grundlage des Paradigmas, dessen Grammatikalisierung dazu führt, dass kein Bezeichnungsausdruck ohne Numerus möglich ist. Da ein Nominal- oder Pronominalsyntagma in den entsprechenden Einzelsprachen entweder im Singular oder im Plural stehen muss, handelt es sich beim Numerus um ein formales System, in anderen Worten: um eine morphosyntaktische Funktion oder Kategorie. Weshalb wir es hier mit einer formalen und nicht mit einer semantischen Funktion zu tun haben, kann man anhand von Beispielen veranschaulichen, in denen der Numerus semantisch fehl am Platz ist, aber dennoch zum Ausdruck kommen muss und dabei teilweise auch reinterpretiert wird. In vielen indoeuropäischen Sprachen sagt man beispielweise wie im Deutschen das Wasser, obwohl Wasser nicht zählbar ist, was man allein schon daran sieht, dass man in der Regel nicht *ein Wasser sagt, sondern schlicht Wasser: (*ein) Wasser trinken. Die an sich unsinnige Zählung kann jedoch für den Ausdruck der Quantifizierung bei bestimmten Formen der Portionierung doch wieder einen Sinn ergeben: ein (Glas) Wasser. Dann liegt jedoch eine andere semantische Reinterpretation der formalen Kategorie Numerus vor.

    Das Paradigma eines dualen Singular-Plural-Numerus kann ein mehr oder weniger systematisches formales Korrelat aufweisen. So drückt das Spanische den Plural von Substantiven durch das Suffix -s und seiner Variante -es aus, während der Singular nicht


    37 In ihren historischen Ursprüngen scheinen die indoeuropäischen Sprachen durchweg ein triales System mit den Kategorien Singular (Zahlwert 1), Dual (Zahlwert 2) und Plural (Zahlwert >2) gehabt zu haben, wie das Sanskrit, das Altgriechische, das Altkirchenslawische und das Altnordische bezeugen. Dieses System ist in einigen der heutigen Sprachen dieser Sprachfamilie erhalten geblieben, etwa im Slowenischen. Für unsere Überlegungen genügt es, exemplarisch das strukturell einfachere duale System zu diskutieren, das sich zum Beispiel schon im Lateinischen durchgesetzt hat und heute in den romanischen, den germanischen und den meisten slawischen Sprachen vorherrscht.

    eigens ausgedrückt wird: hilos pl. zu hilo sg. 'Faden', mesas pl. zu mesa sg. 'Tisch', nombres pl. zu nombre sg. 'Name', mujeres pl. zu mujer sg. 'Frau', ciudades pl. zu ciudad sg. 'Stadt' etc. Weniger systematisch ist dagegen das Deutsche, in dem der Plural beim Substantiv gegenüber dem Singular teilweise durch verschiedene Endungen (Frauen zu Frau, Kinder zu Kind, Schritte zu Schritt etc.), teilweise durch Stammalternationen (Metaphonie, Äcker zu Acker, Bögen zu Bogen), durch beides (Männer zu Mann, Sprünge zu Sprung) oder gar nicht ausgedrückt wird (Koffer zu Koffer, Wagen zu Wagen). Im letzten Fall wird der morphologisch nicht ausgedrückte Numerus durch die syntaktische Umgebung festgelegt. Ansonsten ist der formale Ausdruck des Numerus wortgebunden, das heißt den Sprechern aufgrund des Paradigmas der syntaktischen Wörter bekannt:38 Sie kennen die konkreten syntaktischen Formen des abstrakten lexikalischen Worts ({Kind, Kinder}, {Frau, Frauen}, {Mann, Männer} etc.).

    Im Französischen gibt es —sieht man einmal von der Schriftform ab, in der das inzwischen verstummte westromanische Plural-s ein orthographisches Relikt bildet— keine Pluralform des Substantivs: [lefil] pl. (les files) zu [ləfil] sg. (le file) 'der Faden', [lefam] pl. (les femmes) zu [lafam] sg. (la femme) 'die Frau', [lenõ] pl. (les noms) zu [lənõ] sg. (le nom) 'der Name' etc. Hier zeigt sich, dass der Numerus formal durch den Artikel im Syntagma kenntlich gemacht wird (auch mit dem Indefinitartikel: [defam] pl. (des femmes) zu [ynfam] sg. (une femme) 'eine Frau'. Wir haben es also hier mit einem rein funktionalen Paradigma ohne formal-morphologisches Korrelat zu tun. Hier bestätigt sich erneut die Annahme, dass Paradigmen ein solches Korrelat haben können, aber nicht müssen.

    Die lexikalische Determination der Pluralformen, die wir für das Deutsche feststellen konnten, zeigt, dass sprachliche Paradigmen ineinander verschränkt und dadurch relativ komplex sein können. Dies legt eine Herangehensweise an Morphologie nahe, die zwar den traditionellen analytischen Ansatz nachvollzieht, aber zugleich auch eine dazu diametral entgegengesetzte synthetische Perspektive einnimmt. Das Ziel morphologischer Studien kann nicht ausschließlich in der Zerlegung in minimale, elementare Formen (Morphe und Morpheme) bestehen, sondern muss sich auf größere zusammenhängende Sinneinheiten, das heißt auf komplexe bedeutungshaltige Formen richten. Dies zeigt sich auch bei der Untersuchung der Verbmorphologie der


    38 Dass es auch phonetische Regeln gibt, die bestimmte Pluralbildungen begünstigen, sei davon unbenommen. Grundsätzlich sind lexikalische Regeln jedoch prioritär, wie beispielsweise der Vergleich zwischen den Plural-Formen Banken 'Geldhäuser' vs. Bänke 'Sitzgelegenheiten' zeigt, deren Singular- Formen homophon sind (Bank).

    indoeuropäischen Sprachen, in der oftmals die Kategorien der Konjugation ineinander verschränkt sind. So wird etwa in der spanischen Verbform cantó 'sie/er sang', die nach dem Muster cant-ó in Stamm und Endung zerlegt werden kann, durch die Flexionsform -ó der Modus Indikativ, das Tempus Perfekt, die dritte Person und der Singular in einem Laut ausgedrückt, der logischerweise formal nicht segmentierbar ist.

    Wir haben die Wirksamkeit der paradigmatischen Abstraktion in den Bereichen der Phonetik und Phonologie sowie der Morphologie und Lexikologie gesehen. Im Sinne unserer bisherigen Überlegungen und der von Saussure festgestellten gegenseitigen Durchdringung der Disziplinen der Lexikologie, der Morphologie und der Syntax müssen wir einen weiteren Schritt gehen und feststellen, dass auch syntaktische Muster in den Einzelsprachen das Ergebnis von paradigmatischen Abstraktionsprozessen sind. Dass beispielsweise nominale Objekte in den romanischen Sprachen nach dem Prädikat stehen, im Lateinischen dagegen davor, im Deutschen im Hauptsatz danach und im Nebensatz davor erscheinen, ist natürlich das Ergebnis von Wiederholung der entsprechenden syntaktischen Muster im Diskurs, die zur Bildung von Paradigmen dieser syntagmatischen Schemata geführt haben. Dies ist auch eine der wesentlichen Erkenntnisse diverser Ansätze der Konstruktionsgrammatik, deren Kohärenz mit den bisher hier angestellten Überlegungen zum Abschluss diskutiert werden soll.


  5. Konklusion: Konstruktionsgrammatik und integrale Grammatik

In einem der ersten aufsehenerregenden Aufsätze über Konstruktionsgrammatik (Fillmore,

Kay & O'Connor 1988) werden Konstruktionen wie folgt beschrieben: 39

(1) constructions need not be limited to a mother and her daughters, but may span wider ranges of the sentential tree; (2) constructions may specify, not only syntactic, but also lexical, semantic, and pragmatic information; (3) lexical items, being mentionable in syntactic constructions, may be viewed, in many cases at least, as constructions themselves; and (4) constructions may be idiomatic in the sense that a large construction may specify a semantics (and/or pragmatics) that is distinct from what might be calculated from the associated semantics of the set of smaller constructions that could be used to build the same morphosyntactic object. (Fillmore, Kay & O'Connors 1988: 501)

Man kann in diesen Ausführungen lesen, dass Konstruktionen größere oder kleinere Syntagmen sein können, dass sie nicht nur syntaktische, sondern auch lexikalische,


39 Einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Strömungen und Ansätze der Konstruktionsgrammatik verschafft u.a. The Oxford Handbook of Construction Grammar (Hoffmann / Trousdale (Hg.) 2013).

semantische und pragmatische Eigenschaften haben, dass auch lexikalische Einheiten Konstruktionen sind (es handelt sich gewissermaßen um elementare Syntagmen) und dass die Bedeutung komplexer Syntagmen von der Summe der Bedeutungen ihrer Bestandteile abweichen kann und in diesem Fall wie eine lexikalische Bedeutung angesehen werden muss. Man erkennt hier Parallelen zum Grammatikbegriff von Saussure, der in Abschnitt 1 vorgestellt wurde. Wenn Konstruktionen gleichzeitig syntaktische und lexikalische, semantische und pragmatische Eigenschaften haben, dann sind es "bedeutungsvolle" Einheiten, aus denen die "gegenseitige Durchdringung von Syntax, Morphologie und Semantik" erkennbar wird. Diese Übereinstimmung mit den Ausführungen Saussures ist von den Protagonisten der Konstruktionsgrammatik bisher vernachlässigt worden. Das zeigt sich nicht zuletzt beim zentralen konstruktionsgrammatische Konzept des "Syntax- Lexikon-Kontinuum".40 Bei näherer Betrachtung dieser Überlegungen wird deutlich, dass man dieses Konzept durch Bezugnahme auf den Cours de linguistique génerale besser fundieren könnte als es bisher der Fall ist. Betrachten wir dazu den Überblick über die Kriterien der Klassifizierung verschiedener Konstruktionstypen im Rahmen des Syntax- Lexikon-Kontinuums in Croft (2001: 17):

Construction type

Traditional Name

Examples

Complex and (mostly) schematic

syntax

[Sbj be-tns Verb-en by Obl]

Complex and (mostly) specific

idiom

[pull-TNS NP-'s leg]

Complex but bound

morphology

[NOUN-s], [Verb-TNS]

Atomic and schematic

syntactic category

[Adj], [Dem]

Atomic and specific

word/lexicon

[this], [green]

Fig. 3 Konstruktionstypen im Syntax-Lexikon-Kontinuum gemäß Croft (2001: 17)

Beeindruckend ist zunächst, dass die hier skizzierte Klassifizierung Phänomene umfasst, die in der traditionellen Grammatik und Linguistik separat behandelt werden: Syntax, Phraseologie ("idiom"), Morphologie und Lexikologie. Betrachten wir nun die Kriterien, die unter "Construction type" hinzugezogen werden. Zunächst haben wir den Gegensatz


40 Das Konzept des "Syntax-Lexicon-Continuum" (Croft 2001: 17) ist von Anfang an im Begriff der Konstruktion angelegt, da diese sowohl Morphem, Wort, Syntagma und Satz sein kann als auch morphologische und Kategorie sowie syntaktisches oder prosodisches Schema sein kann (vgl. dazu u.a. Fillmore / Kay / O'Connor 1988, Goldberg 2003, 2013, Boas 2010). In den Foundations of Cognitive Grammar (Langacker 1987), die von vielen als Grundlagenwerk der Konstruktionsgrammatik gesehen wird (vgl. etwa Croft 2001: 16f.), wird bereits darauf hingewiesen: "Cognitive grammar […] claims that lexicon, morphology, and syntax form a continuum of symbolic units serving to structure conceptual content for expressive purposes." (Langacker 1987: 36). Fillmore (2008: 49) bekennt: "I count myself among the linguists who believe in a continuity between grammar and lexicon […], and I entertain the common image that each lexical item carries with it instructions on how it fits into a larger semantic-syntactic structure, or, alternatively, on how semantic-syntactic structures are to be built around it."

zwischen "complex" und "atomic", was dem entspricht, das wir bisher als komplex und elementar bezeichnet haben. Diese Eigenschaften bilden die Pole eines Kontinuums in der syntagmatischen Dimension. Des Weiteren sieht Croft einen Gegensatz zwischen "schematic" und "specific", was wir bisher als abstrakt und konkret bezeichnet haben. Es handelt sich dabei um die Pole eines Kontinuums in der paradigmatischen Dimension. Die Qualifikation "complex but bound" steht für eine gewisse syntagmatische Komplexität innerhalb syntaktischer Wörter. Dabei können die elementaren Bestandteile eines solchen komplexen Wortes, mehr oder weniger abstrakt betrachtet werden. Das Lexikon-Syntax- Kontinuum ist, genau genommen, nichts anderes als ein zweidimensionales Kontinuum in den Dimensionen der Syntagmatik und der Paradigmatik.

Wie das letzte Zitat von Saussure in Abschnitt 1 zeigt, hat er das Lexikon-Syntax- Kontinuum zwar nicht so bezeichnet, aber in seinem Cours de linguistique générale bereits vorweggenommen. Die Lektüre der Kapitel V–VIII des zweiten Teils ("Linguistique synchronique") dieses Werks belegt weiterhin, dass Saussure seine Konzeption der Syntagmatik und Paradigmatik in der Grammatik und generell in der Sprache (langue) sehr exakt definiert und sprachtheoretisch fundiert. In der Literatur der Konstruktionsgrammatik, die —auch im Sinne Saussures— einen ernstzunehmenden und richtigen Ansatz verfolgt, sucht man diese Klarheit und Fundierung vergeblich. Selbst der nicht schwer herauszuarbeitende Umstand, dass das Syntax-Lexikon-Kontinuum ein zweidimensionales Kontinuum entlang einer syntagmatischen und einer paradigmatischen Achse bildet, wird bisher offenbar noch von keinem Vertreter dieses Ansatzes hervorgehoben. Dabei könnte hier ein theoretischer Grundsatz der Konstruktionsgrammatik definiert und in der Methodenentwicklung fruchtbar gemacht werden.

Vor diesem Hintergrund ist es notwendig, die Beschreibungen der sprachlichen Konventionen oder Techniken der Rede, die wir zu Beginn als Grammatik1 gekennzeichnet haben, nicht der Beliebigkeit anheimfallen zu lassen, die droht, wenn wir keine klar definierten Begriffe bilden können, weil jedes sprachliche Element einfach irgendwo im zweidimensionalen Kontinuum von Komplexität und Abstraktion zu verorten ist. Diesem Problem kann man auf verschiedene Weise entgehen. Erstens gibt es in Einzelsprachen auch allgemeingültige Gesetzmäßigkeiten oder Regeln. Dazu gehört beispielsweise in vielen (wenn nicht allen) indoeuropäischen Sprachen der Akkusativ, der in transitiven Aktivsätzen das direkte Objekt markiert —entweder pronominal oder pronominal und nominal— und dabei das Argument zum Ausdruck bringt, das in

Passivsätzen vom Subjekt dargestellt wird. Dazu gehören auch Funktionen wie das Prädikat und die Konjugation. In bestimmten Konstruktionen, wie beispielsweise den Abgang machen, kann man natürlich darüber diskutieren, ob auch der Konjugationsträger machen zur Prädikatsbedeutung beiträgt und vor allem, dass das Syntagma den Abgang kein richtiges direktes Objekt mehr ist, da eine Passiv-Umformung dieser Wendung unmöglich ist (*Der Abgang wurde von ihm gemacht). Doch diese Beobachtungen können gerade deshalb präzise benannt werden, weil man von den entsprechenden Kategorien ausgeht.

Daher ist es, zweitens, auch sinnvoll, bestimmte kategorielle Vorannahmen zu treffen, wie beispielsweise die der Wortarten Verb und Nomen, auch wenn klar ist, dass es davon etliche Unterkategorien gibt. Wie könnte Croft in der obigen Tabelle die Passiv- Konstruktion des Englischen beschreiben ("[SBJ be-TNS VERB-en by OBL]"), wenn es diese Vorannahmen nicht gäbe? Croft selbst (2001: 86ff.) argumentiert für die Setzung der Wortarten Verb, Nomen und Adjektiv mit den semantischen Prototypen 'Aktion', 'Objekt' und 'Eigenschaft' und liefert damit aus typologischer Perspektive eine angemessene Begründung für seine Kategorien. Im Übrigen ist es auch zuweilen legitim, auf ein modularisiertes Grammatikmodell zurückzugreifen, wenn es der Einfachheit der Beschreibung dient. Hier gilt die bereits in Abschnitt 1 zitierte Feststellung von Saussure (1916: 220), dass die traditionellen Unterteilungen der Grammatik, auch wenn sie im strengen Sinne nicht logisch sind, einen praktischen Nutzen haben können. Saussures Grammatik-Begriff ist daher nicht nur der einer Konstruktionsgrammatik ante litteram, sondern auch einer Grammatik, der man das Attribut 'integral' zuweisen kann.


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